Leitbild der Fachakademie für Heilpädagogik Regensburg

Werte

Zentrale Werte an unserer Fachakademie sind geprägt von der katholischen Soziallehre und orientieren sich demnach an Solidarität, Subsidiarität und Personalität.

Reflektierte und unvoreingenommene Solidarität mit allen Benachteiligten; allen die die Verantwortung für die Entwicklung dieser Werte übernehmen und sie im Sinne des Gemeinwohls umsetzen. Subsidiarität und Personalität respektieren die Fähigkeiten und Kräfte des Einzelnen und fördern die direkte und eigenständige Bewältigung von Anforderungen in kleineren Systemen, vorrangig vor übergeordneten Strukturen.

Unsere Kommunikation ist offen und basiert auf Respekt, Transparenz, Aufrichtigkeit, gegenseitiger Anerkennung sowie dem Wissen über die Notwendigkeit von Toleranz in einer wertpluralen Gesellschaft.

Unser Menschenbild

Als Ebenbild Gottes hat jeder Mensch eine unbedingte und unveräußerliche Würde. Wir sind überzeugt, dass in jedem Menschen eine Ganzheit von Körper, Geist und Seele angelegt ist. Der Mensch ist Person mit allem was er ist und hat. Als Grundannahme erkennen wir die Bildbarkeit, die Entwicklungsmöglichkeit  und Zukunftsorientierung für jeden Menschen über die gesamte Lebensspanne an.

Unser Menschenbild ist christlich-humanistisch und unterscheidet nicht zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Was wir für uns in Anspruch nehmen – Einzigartigkeit, Würde, Zugehörigkeit und Humanität– gilt für alle in vollem Umfang. Aus dieser Haltung heraus bestimmen diese Grundsätze unser Heilpädagogisches Handeln. übereinstimmend mit dem Leitbild des Trägers, der Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V.

Ein derartiges Menschenbild läuft in einer Zeit zunehmender Konsum- und Leistungsorientierung Gefahr, an Bedeutung zu verlieren. Wir verstehen Behinderung in Übereinstimmung mit völkerrechtlichen Konventionen als Folge der Wechselwirkung zwischen individueller Funktionseinschränkung und Umgebungsfaktoren. Damit werden ethische Fragestellungen und soziale Verantwortung zentrale Anliegen Heilpädagogischen Denkens und Handelns.

Grundsätzliches Ziel heilpädagogischen Handelns ist es, Menschen mit erschwerten Entwicklungsbedingungen ein Höchstmaß an Teilhabe und autonomer Lebensführung in sozialer Gebundenheit zu ermöglichen.

Beziehungen

Dabei bildet das dialogische Prinzip nach Martin Buber die Verbindung zwischen den Werten und Ebenen. "Der Mensch wird zu dem Ich, dessen Du ich ihm bin" , wie Theunissen resümiert, drückt sich im alltäglichen Umgang der Studierenden, Lehrenden und der Verwaltung untereinander, als auch Ebenen übergreifend in der Kommunikation aus.

Positive und konstruktive Beziehungen, zum Träger, der Regierung, den Landesgremien und Bundesvereinigungen sowie zu Praxisstellen, Organisationen der Jugend-, Behindertenhilfe und der Gesundheitssorge gestalten konkretes Lehren, Lernen und Handeln mit.

Unser Ziel ist es in gemeinsamer Verantwortung die Heilpädagogik mit ihrem Menschenbild voranzubringen und damit an einer inklusiven Gesellschaft fortwährend mitzuwirken.

Gelingendes Lehren und Lernen

Gelingendes Lernen bedeutet, durch dialogische Lernprozesse sowie reflexive Auseinandersetzungen mit der eigenen Person eine Identität als Heilpädagogin oder Heilpädagoge zu entwickeln.

Für die Ausbildung an unserer Fachakademie ist eine positive Lernatmosphäre, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt ist, von höchster Bedeutung. Wir bieten eine Lernumgebung mit vielfältigen theoretischen und praktischen Lernangeboten.

Individuelle Lern- und Berufsbiographien bilden den Ausgangspunkt beruflicher Weiterbildungen. In unserer Wissensgesellschaft kommt lebenslangen Lernprozessen eine bedeutende Rolle zu. Nicht nur Inhalte, sondern insbesondere kommunikative, soziale, methodische und fachliche Kompetenzen stehen im Vordergrund. Lehren und Lernen an der Fachakademie integrieren Lebenserfahrung, Berufspraxis sowie wissenschaftliche und methodische Kompetenzen. Im Sinne konstruktivistisch orientierter Erwachsenenbildung ist es unser Ziel die eigenständige Kompetenzentwicklung zukünftiger Heilpädagogen und Heilpädagoginnen zu ermöglichen, indem wir ihnen Verantwortung zur aktiven Mitgestaltung von Lernprozessen übertragen.

Lernen an der Fachakademie heißt nicht nur, Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen, persönliche Ziele zu entwickeln und zu erreichen, sondern in hohem Maße Sozialkompetenz auszubauen und weiterzuentwickeln. Unser Ausbildungskonzept bietet eine enge Verzahnung theoretischer und praktischer Lernangebote und die kontinuierliche Möglichkeit Erlerntes direkt auf die Heilpädagogische Praxis zu transferieren. Einen konstruktiven Umgang mit Fehlern sehen wir als Voraussetzung für eine positive Einstellung zum Lernen. Wissens-, Methoden- und Handlungskompetenzen können so erfolgreich vertieft und evaluiert werden.

In unserem Selbstverständnis als Fachakademie für Heilpädagogik ist es uns im gegebenen Rahmen ein wichtiges Anliegen, auch Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen diese Weiterbildung zu ermöglichen.

Ressourcen

Menschenbild, Werte, Beziehungen sowie Lehre und Lernen sind gleichsam Ressourcen und durchwirken sich. Eine wesentliche Ressource sowohl der Studierenden als auch der Dozenten ist hohe Feldkompetenz beruhend auf vielfältigen fachlichen wie persönlichen biographischen Erfahrungswerten. Dieses vorerst „implizite" Wissen kann sich durch gemeinsame Diskussion und kritische Dekonstruktion zu „explizitem" wandeln und damit multiperspektivischer Objektivierung bisher subjektiver Deutungsmuster dienen. So werden heilpädagogische Fallvignetten aus der Perspektive verschiedener Fachbereiche behandelt, interdisziplinär diskutiert und zu relevanten Theorien und Konzepten in Bezug gesetzt.

In unserer Auffassung, Teil eines lernenden Systems zu sein, gehen wir die Selbstverpflichtung zur Aktualität der Lehrinhalte, Offenheit für künftige und neue Entwicklungen bei gleichzeitigem Wissen über die tradierten Grundwerte der Heilpädagogik ein.

Die KJF bietet als Träger zentral gelegene Räumlichkeiten mit zeitgemäßer technischer Ausstattung sowie eine Vielzahl an fachspezifischen bzw. didaktischen Materialen, um wissenschaftlich fundiertes und evidenzbasiertes Lernen zu ermöglichen. Die überschaubare Größe der Fachakademie und persönlich gestaltete Räume ermöglichen zwischenmenschliche Begegnungen.

 

Regensburg, 01.08.2020

Text: A. Gotthardt, D. Unglaub, P. Werner

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