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Fachtag - "I want my dream"

I want my dream - unter diesem Motto fand am Samstag in Regensburg die Fachtagung „Personenzentrierte Zukunftsplanung"  statt. Michael Eibl, Direktor der katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V.  begrüßte das Thema, das nah „am Puls der Zeit" ist. Er bedankt sich bei Petra Werner und ihrem Team, Veranstalterin  und  Leitung der Fachakademie für Heilpädagogik in Regensburg, da es gerade im Hinblick auf die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention  wichtig sei, „in Bewegung zu bleiben" und fachliche Impulse zu erhalten. Inklusion, Teilhabe stellen uns vor große Herausforderungen, bedeutet individuell und gemeinsam mit den Personen zu planen. 

Foto: Fachakademie für Heilpädagogik Regensburg

Dass es bei dem Thema nicht nur um Planung geht, sondern darum, Träume zu verwirklichen macht  Petra Werner mit der Geschichte von Sarah Morgenstern  deutlich, einer jungen Frau  die ein Zukunftsfest veranstaltet. Besonders froh ist Sie, dass Dr. Doose als Referent zugesagt habe. Als einer der Ersten brachte er in den 90er Jahren diesen Ansatz aus den USA nach Deutschland und publizierte seitdem viel zu diesem Thema.

„Es braucht Kompetenzen, um mit den tiefergehenden Fragen die im Prozess der personenzentrierten Zukunftsplanung entstehen umzugehen", so Petra Werner, „und Heilpädagogen können das".  

Wie kann die personenzentrierte Zukunftsplanung als Denkansatz und Methode wirksam angewendet werden? Auf diese Frage gab Dr. Stefan Doose in seinem lebendigem Vortrag Antworten. Dieser begann mit der Aussage, dass  Inklusion nicht ohne Personenzentriertheit  umgesetzt werden kann. Damit ein Mensch mit Behinderung Vielfalt  entdecken und nutzen könne, sei es notwendig, seine  individuellen Ressourcen und Möglichkeiten  zu kennen.  Es gehe darum die Stärken zu sehen. Dr. Doose verwendet hierzu den Begriff „Gaben", weil dieser  klarer auszudrücken vermag, um was es wirklich geht: das, was einem Menschen mitgegeben wurde, was er geben kann, und welche Gaben zur Geltung gebracht werden wollen und können.  

Die Gaben, Stärken, Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung sind vielfältig, aber nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. „Wir müssen der Diagnose ihre eigentliche Funktion wiedergeben, nämlich  Menschen kennen zu lernen", fordert Dr. Doose. Um eine individuelle und personenzentrierte Begleitung zu gewährleisten ist es zentral zu wissen, was die Person braucht,  was der Person wichtig ist, und was andere dafür tun können. Dazu braucht es  Augen, die die individuellen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Wünsche sehen, Ohren die einfühlsam zuhören, und einen Mund der wertschätzend in einer für alle verständlichen Sprache spricht. „Da können wir ein bisschen was von Momo übernehmen, dem kleinen Mädchen aus dem Roman von Michael Ende, das so gut Zuhören konnte dass der Erzähler dadurch sogar eine völlig neue Wahrnehmung auf sein Leben erhält", erläutert Doose.

Personenzentrierte Zukunftsplanung stellt den Menschen in den Mittelpunkt, bezieht ihn bei Fragen wie „wer bin ich", „was kann ich", „was möchte ich"… mit ein.  Doch ist es nicht immer leicht, auf diese Fragen Antworten zu bekommen.  Beispielweise bei Menschen, die sich nicht über Sprache mitteilen können. „Da braucht es Spurenleser und Dolmetscher", so benennt es eine Teilnehmerin.

Dr. Doose sieht Heilpädagogen und Heilpädagoginnen als die Experten wenn es darum geht,  verborgene Fähigkeiten zu entdecken. Um Menschen mit Behinderung bei der Planung und auf dem Weg zur Gestaltung ihrer Zukunft gut zu begleiten, setzt die Personenzentrierte Zukunftsplanung auf die Wirksamkeit von Unterstützer-Kreisen. Um positive Veränderungsprozesse in Gang zu bringen ist es notwendig, nicht nur professionelle, bezahlte  Begleiter einzubeziehen, sondern Menschen zu finden die sich gemeinsam mit der Person auf den Weg machen. Auch hier kommt Heilpädagogen eine bedeutende Rolle zu, wenn es darum geht Menschen zu finden mit denen die Person eine Verbindung hat, zu denen eine „Herzens-Beziehung" besteht. Der Unterstützter-Kreis spielt eine zentrale Rolle in der personenzentrierten Zukunftsplanung, und mit einem  Filmbeispiel wird aufgezeigt  wie gemeinsam mit diesem Kreis ein „Zukunftsfest" gestaltet sein kann: hier sieht man Menschen zusammen eine Collage gestalten, Bilder malen, Lieder singen. Den Methoden seien hier keine Grenzen gesetzt, meint Dr. Doose. 

Dr. Doose macht auch deutlich, dass es nicht nur beim Planen bleiben darf, wichtig ist es dran zu bleiben, die Ideen umzusetzen, konkret zu werden. Und konkret wurde es dann auch am Nachmittag, wo den  Teilnehmern der Fachtagung pragmatische Methoden für die praktische Anwendung der Personenzentrierten Zukunftsplanung  vorgestellt wurden, sie selber ausprobieren konnten. Kritisch fügt Doose an, dass es Menschen in Einrichtungen der Behindertenhilfe oft nicht möglich sei, ihren Alltag nach ihren individuellen Bedürfnissen zu gestalten. Dr. Doose zeigte auf wie der Unterstützerkreis sinnvoll genutzt werden kann, wie wichtig  die Einbeziehung des Sozialraums ist, und wie entscheidend die „Brille" ist, durch die wir unser Gegenüber wahrnehmen.

Foto: Fachakademie für Heilpädagogik Regensburg

Die Fachtagung zeigte auf wie wichtig es ist,  genau hinzuschauen und hinzuhören, das Mögliche im Blick zu haben und erzeugte bei den  Teilnehmern durchwegs positive Resonanz, und vielleicht inspirierte es auch dazu ein eigenes „Zukunftsfest" zu planen.

Hier gehts zum PDF Handout der Fachtagung

Sabine Steindl