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„Da steckt viel Heilpädagogik drin“ Die Studierenden zu Besuch bei der Tigerlilly.

„Vorschulkinder mit Bindungsstörung, Störungen des Sozialverhaltens, emotionale Störungen oder Störungen aus dem Autismus-Spektrum sind unsere Patienten", erläutert Frau Rusdorfer den Studierenden der Heilpädagogik. „Die Diagnostik sowie die therapeutische Behandlung ist in den Alltag integriert und zusammen mit einer sehr intensiven Elternarbeit zentraler Bestandteil des Konzepts."

Frau Rusdorfer ist langjährige Erzieherin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie und nahm sich Zeit, um die „Tigerlilly" vorzustellen und auf alle Fragen einzugehen. Es ist eine Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrieund an der medbo Regensburg angesiedelt. Für einen Zeitraum von zirka drei Monaten werden dort Kinder im Kindergartenalter von einem interdisziplinären Team betreut, bestehend aus Erzieher*innen, Heilerziehungspfleger*innen, Ärzt*innen, Therapeut*innen. Bis vor kurzem arbeiteten auch Heilpädagogi:innen pädagogisch-therapeutisch dort.

Die Gruppe bietet Platz für sechs Kindermit unterschiedlichsten psychiatrischen und psychischen Auffälligkeiten.

Die Räumlichkeiten ähneln einem Kindergarten, doch sind sie ganz gezielt ausgerichtet für die besonderen Bedarfe der Kinder. Die Kinder erhalten durchgängig den gesamten Vormittag eine sehr enge und intensive pädagogisch-therapeutische Begleitung. Praxisnah gab uns Frau Rusdorfer Einblick in den Tagesablauf und ihre individuell-personorientiert am Kind orientierten Arbeit und begründete dabei wesentliche Grundsätze. In der Tigerlilly finden die hoch belasteten Kinder einen Ort, an dem sie Halt, Struktur, Kontinuität und Verlässlichkeit erleben. Darum sei eine Haltung, die von Wertschätzung und Echtheit geprägtist,  die Basis, erklärt die Erzieherin. "Da steckt viel Heilpädagogik drin", resümieren die Studierenden.

 

Der zunehmende Behandlungsbedarf jüngerer Kinder wirft viele Fragen der Studierenden auf, u.a. zu den Rahmenbedingungen. Im Anschluss an die Tagesklinik bestehe für die Kinder und deren Familien weiterhin großer Hilfs- und Unterstützungsbedarf, erklärt die erfahrene Erzieherin, doch seien heilpädagogische Kindergarten- oder Schulplätze begrenzt. Oft gestalte es sich daher schwierig, geeignete Einrichtungen zu finden. Die Heilpädagog*innen kennen den großen Bedarf.

Viele der Studierenden begleiten im Rahmen ihrer Weiterbildung in Frühfördereinrichtungen, Erziehungsberatungsstellen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oder in Schulen Kinder/Jugendliche  vor, während oder im Anschluss an eine kinder- und jugendpsychiatrischeBehandlung und werden dabei auch diagnostisch und behandelnd und beratend wirksam oder fungieren als eine Art Bindeglied zwischen Patient:in, Familie, klinischer Institution und Einrichtung. Daher kann es im künftigen Berufsleben der angehenden Heilpädagog*innen Kooperationen mit der Tigerlilly geben.

 

Exkursionen stellen in der Weiterbildung an der Fachakademie eine wertvolle Ergänzung zum Unterricht dar und die Studierenden werten diese Form des Lernens als äußerst gewinnbringend. Sie konnten an dem Tag Verknüpfungen zu vielen Fächern der Weiterbildung herstellen, wie bspw. zur Entwicklungs- und Klinische Psychologe, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Diagnostik, aber auch zu vielen heilpädagogischen Fächern wie „Auffälligkeiten und Störungen im Erleben und Verhalten"und „Traumapädagogik".  Heilpädagog*innen qualifizieren sich in ihrer zweijährigen Weiterbildung durch die heilpädagogische Fachpraxis in verschiedenen Arbeitsfeldern und sind damit direkt in Begegnung und Beziehung.

Hautnah konnten die  Studierenden an dem Nachmittag nicht nur umfassende Informationen über die Tagesklinik Tigerlilly und damit verbunden ein mögliches heilpädagogisches Arbeitsfeld kennenlernen, sondern auch eine leidenschaftliche Erzieherin, die mit ihrer sichtbaren Freude an der Arbeit mit den schwierigen Kindernansteckte. Das hat positive Eindrücke hinterlassen. Vielen herzlichen Dank an Frau Rusdorfer. Wir kommen gerne wieder! Zum Abschied überreichten die Studierenden Seifenblasen für die Tigerlilly.

Text: Sabine Steindl und Petra Werner

Foto: Sabine Steindl